Als Methode zur Förderung der Selbstheilungskräfte sind einzelne Übungen, die heute dem Qigong zugeschrieben werden, vermutlich schon vor etwa 5000 Jahren entstanden. Sowohl im Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus hatten bzw. haben diese Übungen ihre wichtige Bedeutung. Viele Qigong-Übungen sind zudem den Kampfkünsten entlehnt - vielleicht als damals praktische Variante in den Klöstern, sich mit den Prinzipien des Energieflusses auch bei Angriff und Verteidigung meditativ auseinanderzusetzen.
Die fernöstliche Bewegungskunst wirkt mit ihren fließenden Bewegungen sehr ästhetisch. Wer schon mal einen Kurs z.B. im Tai Chi, Karate, Aikido oder Qigong besucht hat, wird dann vielleicht wahrgenommen haben, welche Komplexität hinter den Bewegungen steckt. Für viele von uns ist es nicht so leicht, die vielen kleinen Details (Handhaltung, Stellung der Füße und des Beckens etc.) zu berücksichtigen, damit die Energien bestmöglich fließen können.
In den einzelnen Übungsstunden des Qigong möchte ich nicht ständig die optimale Stellung erarbeiten, weil dies vor allem über den Verstand erfolgt, der in den Übungen aber in den Hintergrund treten darf. Mir geht es mehr um den meditativen Anteil der Übungen, der in eine tiefe Entspannung führen kann. In meinen Kursen vermittle ich zuerst in Einzelstunden die äußere Form, die Übungsabfolge, als eine Art Grundgerüst. Im Laufe der Zeit, bei regelmäßigem Üben, kann sich das Grundgerüst vervollständigen, erweitern, der Bewegungsablauf harmonisieren, festigen. Danach ist mehr Kapazität, um den inneren Übungen Raum zu geben, für die ich in den Kursen Impulse gebe.
Ich respektiere, dass jeder Mensch seinen eigenen körperlichen Ausdruck und seine eigene Haltung hat. Die Beweglichkeit ist unterschiedlich, Bewegungsabläufe sind es auch, selbst wenn dieselbe Bewegung geübt wird. Hier greife ich nicht ein, indem ich im Raum umhergehe und die Haltung korrigiere. Das tue ich nur, wenn ich befürchten muss, dass eine ungünstige Haltung körperlichen Schaden hervorrufen könnte. Ansonsten gebe ich verbal Impulse, die gehört werden können – oder im meditativen Flow höchstens unbewusst aufgenommen werden. Auf die Art interpretiert jede:r die Übungen mit kleinen Nuancen auf seine/ihre Weise – und trotzdem üben wir zusammen dieselben Übungen. Das Gemeinsame, das Meditative sind mir hierbei wichtiger als die optimale Körperhaltung für besten Qi-Fluss.
Erarbeite ich mit Übenden eine (neue) Qigong-Form, gehe ich sehr ins Detail, denn das Üben der äußeren Form erfolgt über den Verstand. Also kommen meinerseits viele Infos dazu, bin ich ggf. pingelig in der Ausführung. Ist das Grundgerüst „gebaut“, darf sich der individuelle Ausdruck finden, ohne das Grundgerüst zu verlassen. Das ist meist der Fall.